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Symposium

Gedenkort auf Zeit
Formen des Erinnerns in der Kunst

8. Oktober 2016

Anke Binnewerg
Dieter Daniels
Sophie Goltz
Anke Hannemann
Horst Hoheisel
Andreas Knitz
Sonya Schönberger
Cornelia Siebeck
Simon Wachsmuth

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Perspektiven auf den Ausstellungsraum

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Symposium
Vortrag über das Projekt Kaufhaus Joske

Der Ausstellungsraum ist in seiner Grundbedeutung die architektonische Rahmung für die Präsentation von (zeitgenössischer) Kunst. In der institutionalisierten Kunstszene existiert er zumeist als für die Kunstpräsentation entworfene Architektur. In der freien Szene entsteht er oft durch die Umwidmung eines anders genutzten Raumes. – In allen Fällen beeinflusst der Raum durch seine räumlichen Konstellationen und seine strukturellen Bedingungen die Wahrnehmung präsentierter Arbeiten. Wie reflektieren KünstlerInnen die Bedingungen und Möglichkeiten von räumlicher Begrenzung und Freiheit? Wie hinterfragen, ergänzen, transformieren sie den Ausstellungsraum oder brechen ihn gar auf? Wie reagieren kuratorische Konzepte auf das Wechselverhältnis von Präsentationsweise und Wirkweise?

Das Symposium Perspektiven auf den Ausstellungsraum ist der Annäherung an den Raum aus künstlerischer und kuratorischer Sicht gewidmet.

Laszlo Kornitzer und László Földényi (Foto: Carsten Humme)

Laszlo Kornitzer und László Földényi

Über Imre Kertész

„Das Konzentrationslager ist ausschließlich in Form von Literatur vorstellbar, als Realität nicht. (Auch nicht – und sogar dann am wenigsten –, wenn wir es erleben.)“
Imre Kertész: Galeerentagebuch

Das Werk des ungarischen Schriftstellers Imre Kertész handelt von der schonungslosen Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz, vor dem Hintergrund der Erfahrung von Auschwitz und der darauf folgenden kommunistischen Diktatur in Ungarn. Dies sind verlässliche Schauplätze in Kertesz‘ Romanen, auf denen sich im Blick auf das geschädigte Individuum eine zutiefst humanistische Haltung entfaltet.
Innerhalb der literarischen Form findet Kertész einen Weg, mit dieser Vergangenheit und (dem drohenden Verlust) der eigenen Erinnerung umzugehen. Dabei stellt er immer wieder die Frage, welche Gegenwart nach Auschwitz noch möglich sei.
Laszlo Kornitzer und László Földényi werden in Form des erzählenden Vortrags, der Lesung und des Gesprächs die Haltung Kertesz‘ diskutieren.

Laszlo Kornitzer, geboren in Budapest, Regisseur und Übersetzer (u. a. von Imre Kertész), lebt in Berlin.
László Földényi ist ungarischer Essayist und Kulturtheoretiker und unterrichtet an der Akademie für Theater und Film in Budapest Kunsttheorie. Neben zahlreichen Veröffentlichungen (z. B. „Melancholie“, 1988) und Übersetzungen erschien 2009 von ihm „Schicksallosigkeit: Ein Imre-Kertész-Wörterbuch“.

Laszlo Kornitzer / László Földényi (Foto: Carsten Humme)

Laszlo Kornitzer / László Földényi (Fotos: Carsten Humme)

„The concentration camp can only be imagined in the form of literature, and not as reality.
(Not even, indeed least of all, when we have experienced it ourselves.)“
Imre Kertész: Galley Boat-Log

The work of the Hungarian writer Imre Kertész is an unsparing confrontation with the author´s own past in the context of Auschwitz and the subsequent communist dictatorship in Hungary. These locations offer a recurring background in Kertész’ novels for the development of a profoundly humanistic ethos that takes its point of departure from the damaged individual.
Within the literary form, Kertèsz finds a way of dealing with this past, with its memories and also the threat of losing them. In the process, he constantly poses the question: what kind of present remains possible after Auschwitz?
Laszlo Kornitzer and László Földényi will treat Kertesz‘ approach in the form of an anecdotal lecture, involving readings from the works and discussion with the public.

Laszlo Kornitzer, born in Budapest, is a film maker and translator (of Imre Kertész among others). He lives in Berlin.

László Földényi is a Hungarian essayist und cultural theorist and lectures art theory at the Academy of Theatre and Film in Budapest. His numerous publications (e.g. „Melancholie“, 1988) and translations include his „Schicksallosigkeit: Ein Imre-Kertész-Wörterbuch“ from 2009.

Nils Pollenhauer (Foto: Carsten Humme)

Nils Mollenhauer

Das Unbehagen im Archivarischen

Nils Mollenhauer wird in seinem Vortrag Das Unbehagen im Archivarischen das fotografische Werk Günther Förgs als eine Praxis darstellen, in der es vielmehr um den Prozess des Bilder-Machens geht als um ein fertiges Bild. Anhand der BAUHAUS TEL AVIV JERUSALEM PHOTOGRAPHIEN wird Günther Förg als Photographie-Performer beschrieben, der mit einem subjektiven Zugriff auf die (Architektur-)Geschichte dem Unbehagen begegnet, das in einer statischen Erinnerungskultur und einem archivarisch disziplinierten Gedenken lauert.

Tobias Ebbrecht

Hinter den Bildern, Annäherung an die Vergangenheit als Filmessay

Nach Haroun Farockis Aufschub spricht Tobias Ebbrecht (Filmwissenschaftler, HFF Konrad Wolf, Potsdam).
Die Geschichte über die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden ist längst in einer unüberschaubaren Bildersammlung aufgegangen. Hinter den zu reinem Material geronnenen Archivbildern, Rekonstruktionen und Zeugenaussagen verschwinden die Zugänge zu einer Vergangenheit, die die heute Lebenden noch immer herausfordert, mit der Erkenntnis des Bruchs, des Nichtverstehenkönnens konfrontiert und noch das heutige Leben zeichnet. Am Beispiel des Filmemachers Harun Farocki und Romauld Karmakar geht der Vortrag filmischen Versuchen der Befragung von Bildern nach. Der Filmessay überschreitet die Formen (Dokumentarfilm / Spielfilm) ebenso wie die historisierende Perspektive der Geschichtswissenschaft. Hinter den bekannten Bildern werden Formationen sichtbar, die durch die Montage, die konstellative Zusammenstellung oder die subjektive Interpretation Vergangenes aus der Perspektive der Gegenwart befragen.

 

Lisa Gathmann (Foto: Carsten Humme)

Lisa Gathmann

Surrealismus und Realität: Lee Miller in Deutschland, 1945

Der Vortrag untersucht die Kriegsberichterstattung der amerikanischen Fotografin Lee Miller für das Magazin Vogue vor dem Hintergrund ihrer Prägung durch die surrealistische Bewegung. Dabei zeigen sich Brüche und Kontinuitäten einer nicht fotografischen Haltung.
Lisa Gathman ist Künstlerin und lebt und arbeitet in Leipzig.

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Lisa Gathmann (Fotos: Carsten Humme)

(Foto: Carsten Humme)

Fabian Reimann

Gustav Metzger: Haltung

„Es war nie meine Absicht, zu zerstören“ sagte Gustav Metzger, der als Begründer der autodestruktiven Kunst in den 1960er Jahren bekannt geworden ist. Wie sieht Kunst aus in der Turbomoderne, nach dem Holocaust und nach Hiroshima? Der Vortrag stellt die komplexe Kunst- und Weltauffassung des Gustav Metzgers vor.

 

(Foto: Carsten Humme)